Mitteldeutsche Zeitung: zu Münster

Umso mehr ist Münster ein positives Beispiel. In den
sozialen Netzwerken wurde weniger spekuliert als in München. Es wurde
auch weniger gehetzt. Hingegen folgten binnen Minuten rund 300
Menschen dem Aufruf zum Blutspenden – mehr, als die Uni-Klinik
bewältigen konnte. Die Polizei informierte professionell. Das alles
hat mit kollektiven Lernprozessen zu tun. Anschläge und Amok-Taten
finden in Zeiten von Twitter unter Livebedingungen statt. Dabei
gehen Informationen, Emotionen und affektiver Meinungskampf
ineinander über. Dass von der neuen Selbstbeherrschung am Samstag
viel zu sehen war, darf sich die westfälische Universitätsstadt
gutschreiben. Denn Gewalt aller Art trifft unsere Gesellschaft ja
derzeit nicht zuletzt deshalb so empfindlich, weil wir eine nervöse
Gemeinschaft und ein nervöses Land geworden sind. Münster, so scheint
es, ist nicht nervös.

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Hartmut Augustin
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