Neue OZ: Kommentar zu Atom / McAllister

Messlatte liegt hoch

Die Messlatte für einen weiteren Betrieb von Kernkraftwerken in
Niedersachsen liegt jetzt hoch, vielleicht sogar so hoch, dass sie
kein Betreiber überwinden kann. Nach den gestern von
Ministerpräsident David McAllister formulierten Vorgaben muss künftig
für jeden Meiler die Möglichkeit einer Kernschmelze nicht nur
rechnerisch, sondern nachweislich ausgeschlossen werden. Wie aber
will dies ein Konzern belegen, dessen Reaktor keinen
hundertprozentigen Schutz gegen Flugzeugabstürze, Terroranschläge
oder Überschwemmungen bietet?

Atomkraftwerke entsprechend nachzurüsten könnte, wenn technisch
überhaupt machbar, ungemein teuer werden. Womöglich rechnet sich dann
eher die Investition in alternative Projekte, sei es ein Windpark
oder auch ein Kohlekraftwerk. Allerdings: Die jetzt gesetzten
Maßstäbe nehmen auch McAllister in die Pflicht. Er muss beweisen,
dass die Zweifel der Opposition an seinem plötzlichen Ausstiegskurs
unberechtigt sind und er knallharte Standards auch tatsächlich
umsetzt.

Zum beschleunigten Abschied von der Kernkraft gehört jedoch
unausweichlich das aktive Bemühen um Ersatz. Der Atomenergie
abzuschwören, aber andere Großkraftwerke zu verhindern und auch
Stromtrassen für den Transport erneuerbarer Energien zu bekämpfen:
Das passt nicht zusammen.

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