Neue OZ: Kommentar zu Bevölkerung

Lust auf Nachwuchs

Deutschlands Einwohnerzahl schrumpft nicht mehr. Sie wächst im
zweiten Jahr in Folge – 2012 sogar um die Größenordnung einer
mittleren Großstadt. Das ist erfreulich. Hier zahlt sich aus, dass
wir ein Einwanderungsland geworden sind, das gerade jetzt in der
Euro-Krise Stabilität und Zuversicht ausstrahlt. Vor allem junge
Menschen aus Südeuropa sehen hier eine Zukunft. Angesichts einer
Jugendarbeitslosenquote von 50 Prozent in Griechenland und Spanien
ist das leicht verständlich.

Damit hat Deutschland aber noch keinen Ausweg aus der
demografischen Falle gefunden. Es starben im vergangenen Jahr fast
200 000 Menschen mehr, als Babys geboren wurden. Diese Entwicklung
wird sich in den nächsten Jahren verschärfen, weil auch die Zahl der
Frauen im gebärfähigen Alter abnimmt. Der Trend, dass die deutsche
Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten altert und schrumpft, lässt
sich kaum stoppen, aber abmildern.

Zwei Dinge sind dafür vonnöten: erstens mehr gut ausgebildete
Einwanderer. Sie sind keine Belastung, sondern ein gesellschaftlicher
Gewinn. Und zweitens benötigt dieses Land mehr Kinder. Das klingt
banal, ist es aber nicht. Die Deutschen bauen die besten Autos der
Welt. Sie sind spitze bei Export und Forschung, aber beim
Kinderkriegen landen sie auf den letzten Plätzen. Das Land muss die
Lust auf Nachwuchs wiederentdecken.

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