Viel Zündstoff
Wie viele Deutsche gibt es? 81,8 Millionen, sagt das Bundesamt für
Statistik, ohne es aber zu wissen. Der letzte Zählappell liegt für
den Westen fast ein Vierteljahrhundert zurück, was für eine
Industrienation befremdlich klingt. Doch offensichtlich war der
Protest gegen die Volkszählung von 1987 so groß, dass die Behörden
neuen Ärger mehr fürchteten als das Weiterarbeiten mit überholten
Zahlen.
Die jetzige Volkszählung ist daher überfällig, denn trotz der
Abgleichung mit dem Register der Einwohnermeldeämter haben sich in
das Zahlenwerk Unschärfen eingeschlichen. Experten meinen sogar, dass
Deutschland derzeit nur rund 80 Millionen Bürger aufweist. Das bliebe
nicht ohne Konsequenzen, wenn das Land auf dem Papier um die
Einwohnerzahl Mecklenburg-Vorpommerns schrumpfen würde.
Denn die Daten bilden nicht nur die Grundlage für Städteplanung,
Arbeitslosenzahlen, Infrastrukturprojekte und Kindergartenneubauten.
Hier geht es auch um Milliardenbeträge, bemessen sich die Schlüssel
für die Mittelverteilung im Geflecht von EU, Bund, Ländern, Städten
und Gemeinden doch an den jeweiligen Einwohnerzahlen.
Der Zensus 2011 birgt daher Zündstoff, weniger aus
Datenschutzgründen, vielmehr weil anschließend die Gelder neu
verteilt werden müssen. Zu den Verlierern dürften Kommunen in den
neuen Ländern sowie UniStädte zählen. Ihr Trost: Die Inventur
Deutschlands zieht sich bis 2013 hin.
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