Dickes Fell für schmale Kassen
Westfalen sagt man ein dickes Fell nach. Daniel Bahr, ein
überzeugter Westfale, verfügt offenbar über einen solch soliden
Schutzpanzer. Seit dieser Woche ist der Münsteraner neuer
Bundesgesundheitsminister. Und prompt erfährt die Republik, dass nach
der City BKK eine weitere Krankenkasse vor dem finanziellen Ruin
steht. Kein sehr schöner Start für Bahr – aber der Gesundheitsexperte
wusste, worauf er sich einlässt: Sein neues Ressort ist traditionell
das unbeliebteste Ministerium.
Warum das so ist, zeigt sich am jüngsten drohenden Pleitefall. Die
BKK für Heilberufe galt in den Neunzigern als Haus, das seine
Leistungen zu kleinen Preisen anbot. Zu Spitzenzeiten hatten die
Düsseldorfer 600 000 Versicherte. Nun haben sie gerade einmal die
Hälfte – und dies ist dem Gesundheitsfonds und dem System der
Zusatzbeiträge zuzuschreiben. Anstatt die kranken Kassen zu retten –
wie es das erklärte Ziel war -, stürzte die Neuerung viele Anbieter
in Not.
Gerade kleine Häuser wie der jüngste Pleitekandidat sahen ihre
Mitglieder plötzlich die Beine in die Hand nehmen, als sie – per
Gesetz – ihre Beiträge erhöhen mussten. Was als Ausgleich für die
wütenden Großanbieter wie die AOK gedacht war, deren Kunden zu
billigeren Kassen wechselten, geriet zum Todesstoß für die kleinen
Konkurrenten.
Versicherte finanziell nicht überfordern und gleichzeitig eine
Pleitewelle der Kassen verhindern – dem muss sich Bahr stellen. Ein
dickes Fell hat er ja.
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