Neue OZ: Kommentar zu Erntedankfest

Dankbar bleiben

Traditionell blicken die Menschen am Erntedankfest auf die Saison
zurück und drücken ihre Freude über die Gaben der Erde aus. Das
bedarf nicht zwingend eines Gangs in die Kirche: Den Brauch gab es
schon in vorchristlicher Zeit, und auch die inoffizielle Bilanz des
niedersächsischen Landesbauernverbands zeigt, dass bei der Ernte ganz
handfeste weltliche Werte über Freude oder Kummer entscheiden.

In diesem Jahr hatten die Landwirte offenbar Glück im Unglück:
Getreide- und Rapsernte fielen zwar besser aus als im Vorjahr, liegen
im Langfristvergleich aber leicht unter dem Durchschnitt. Das ist
kein Grund zur Klage, aber eben auch nicht zu übermäßiger Freude.

Deutlich wird jedenfalls einmal mehr, wie abhängig die
Landwirtschaft nach wie vor von äußeren Faktoren ist. Spielt das
Wetter nicht mit, stimmt das Ergebnis nicht – daran hat sich seit
Jahrtausenden nichts geändert.

Neu ist allerdings die Sorge vor der „Vermaisung“ der Landschaft,
also dem zunehmenden Anbau von Mais auch zur Energieerzeugung.
Während Landwirte sich über die guten Erträge freuen, fürchten
Kritiker den Verlust von Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und
dadurch eine Verschärfung des Welthungers. Hier, so scheint es, kann
eine Rückbesinnung auf den ursprünglichen Sinn des Erntedanks nicht
schaden.

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