Luftkrieg schützt vor Rache nicht
Erstaunlich, mit welcher Inbrunst NATO, EU, UNO und nun auch noch
die führenden Wirtschaftsnationen im kleinen Kreis (G 8) um den
Einsatz ausgerechnet dieses Instrumentes ringen: eine Flugverbotszone
über Libyen. Erstaunlich ist das deshalb, weil es wenige militärische
Instrumente gibt, die sich im Fall ihrer Anwendung als stumpfer
erwiesen hätten. Das in der europäischen Geschichte nach 1945
beispiellose Massaker an rund 8000 Bosniaken in Srebrenica hat sich
unter einer von der UNO autorisierten Flugverbotszone abgespielt. Die
amerikanisch-britisch-französischen Flugverbotszonen über dem Irak
haben weder die Folter-Knäste des Schlächters Saddam Hussein geleert,
noch seine völkermörderischen Kampagnen gegen Minderheiten im eigenen
Land dauerhaft unterbunden.
Mit anderen Worten: Auf internationaler Top-Ebene wird über etwas
gestritten, was die libyschen Rebellen keinesfalls vor der Rache des
Diktators Muammar al-Gaddafi schützen wird. Aber das allemal das Zeug
dazu hat, die eingreifenden Mächte, nach Lage der Dinge und
Möglichkeiten wären das vorrangig die Staaten der NATO, über einen
Luftkrieg tief in ein langwieriges militärisches Abenteuer zu
verstricken. Schließlich fehlt es auch nicht an Belegen dafür, dass
es den für die Angreifer fast risikofreien Krieg aus der Luft nicht
gibt. Stets bildet er nur den Auftakt. Wozu? Laos, Kosovo, Gaza haben
es gezeigt.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207