Anbiedern hilft nicht
Gefahr erkannt, aber noch nicht gebannt: Für die CDU stellt sich
das Großstadt-Problem nicht erst seit der Bürgerschaftswahl in
Bremen. Eng verknüpft ist damit die Frage, wie die Union auf junge
Wähler und besonders auf junge Frauen wirkt. Und mit welchem Personal
sie um diese Zielgruppe wirbt. Parteichefin Angela Merkel begründet
die hohen Verluste bei den jüngsten Landtagswahlen mit der
Katastrophe von Fukushima und den politischen Folgen in Deutschland.
Wer jedoch die Wahlniederlagen allein auf die aktuelle Energiepolitik
reduziert, denkt zu kurz. Er liefert nur eine unvollständige Antwort.
Die großen Volksparteien verlieren ihre Bindungs- und
Integrationskraft schon länger, und die schwindenden Mitglieder- und
Wählerzahlen zeigen sich besonders in den Städten. Die sozialen
Milieus lösen sich auf, das spüren auch Gewerkschaften und Kirchen.
Die Wähler sind wählerischer geworden. Zugleich werden die Grünen
bürgerlicher. Seit ihrer chaotischen Gründerzeit haben sie sich
erheblich gewandelt.
Die SPD ist in dieser Situation nur wenig schlechter dran als die
Union. Doch das tröstet die CDU nicht wirklich. Anbiederndes
Verhalten führt die Christdemokraten kaum weiter, denn Wähler
bevorzugen das Original. Die Antwort kann auch für eine Großstadt-CDU
nur in klarem Profil und glaubwürdigen Politikern bestehen. Die
Wähler wollen zunächst wissen, wofür eine Partei überhaupt steht.
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