Es hätte zur Abwechslung mal ein ganz angenehmer
Tag sein können für Philipp Rösler, den notleidenden FDP-Chef und
Vize-Kanzler. Erst durfte er als Merkel-Vertreter am Kabinettstisch
ein bisschen das Land regieren. Und dann zeigten die FDP-Umfragewerte
des ARD-Deutschlandtrends ausnahmsweise leicht nach oben. Ein Sprung
von vier auf fünf Prozent. Was für die Liberalen ziemlich genau den
Unterschied zwischen Sein und Nichtsein ausmacht. Aber sollte Rösler
gestern tatsächlich einen Moment lang geglaubt haben, er hätte bei
der FDP noch irgendwas zu lachen, dann kennt er seinen Parteifreund
Wolfgang Kubicki schlecht. Es hat schon eine sehr besondere Qualität,
wie der FDP-Querkopf und -treiber Kubicki die eigene Parteiführung
attackiert. Seine Forderung nach einer politischen Neuorientierung
der Liberalen liest sich übersetzt wie ein Drei-Punkte-Programm.
Erstens: Rösler kann es nicht. Zweitens: Das wird man spätestens
sehen, wenn die FDP im Januar aus dem Niedersächsischen Landtag
fliegt. Und danach müssen, drittens, er, Kubicki, und der
NRW-Gewinner Christian Lindner für die FDP retten, was zu retten ist.
So etwas kann man natürlich gerade in Zeiten vorsätzlicher
Wähler-Verprellung durch die FDP als konstruktive Kritik
missverstehen. Und, keine Frage, Philipp Rösler hat in den
vergangenen Monaten eine Menge dazu beigetragen, dass er jetzt so
leicht zu attackieren ist. Dennoch erleben wir wohl kaum den
heldenhaften Angriff eines wackeren Parteisoldaten auf den
überforderten Vorsitzenden. Viel wahrscheinlicher ist, dass hier ein
karrierebewusster Landespolitiker mit Berlin-Ambitionen das Fell
eines lebenden Bärchens verteilen will. Dass er damit seinen
wahlkämpfenden Kollegen in Niedersachsen einen Bärendienst erweist,
nimmt Kubicki offenbar vorsätzlich in Kauf.
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