Norbert Lammert ist ein Verfechter klarer Worte.
Und auch dieses Mal hat der Bundestagspräsident wieder Tacheles
gesprochen, als er die Millionengehälter deutscher Manager kritisiert
hat. Bislang hat es noch kein ranghoher Politiker in dieser harschen
Form für nötig befunden, den Finger derart in die Wunde der
realitätsfernen Boni- und Gehaltszahlungen einiger Führungskräfte zu
bohren – und Konsequenzen zu fordern. Während Arbeitnehmer durch
Verzicht und Verstand die strauchelnde deutsche Wirtschaft nach der
Banken-Krise wieder in Schwung gebracht haben, scheint bei manchem
Manager der Sinn für das Gemeinwohl verloren – Egoismus gilt in
dieser Ebene als Kernkompetenz. Mögliche Eingriffe in die
Einkommensspirale müssen allerdings gerade in einer Neidgesellschaft
wie der hiesigen klar definiert werden. Zu groß die Gefahr, dass auch
überdurchschnittliche Leistungen und große Verantwortung aufgrund des
populistischen Drucks plötzlich keine angemessene Beachtung bei der
Bezahlung mehr finden, deutsche Top-Manager sich deshalb nach einem
lukrativen Job im Ausland umsehen. Und so lange selbst die
Arbeitnehmervertreter der Gewerkschaften sich bei Verhandlungen von
Vorständen in Aufsichtsratssitzungen derart dumpf über den Tisch
ziehen lassen, wird dieses übertriebene Gehalts-Geschacher nie in ein
ausgewogenes Gefüge transferiert werden können. Staatlich
vorgeschriebene Gehaltsobergrenzen werden nicht funktionieren – das
System muss sich zwingend selbst reinigen. Vielleicht waren Lammerts
laute Worte ein Anstoß zu einer neuen Debatte über angemessene
Managergehälter.
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