Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Mord an israelischen Siedlern
Kollektive Bestrafung
INDRA KLEY, JERUSALEM

Um eines vorab klarzustellen: Für die
heimtückische Ermordung einer Familie im Schlaf kann es keine
Rechtfertigung geben. Dass die Wellen der Emotionen nach dem
tödlichen Angriff in der jüdischen Siedlung Itamar, dem das Ehepaar
Fogel und drei seiner sechs Kinder zum Opfer fielen, in Israel
hochschlagen, ist mehr als verständlich. Umso wichtiger ist es
allerdings, dass in dieser Situation die politischen Führer einen
klaren Kopf bewahren. Stattdessen verirren sie sich in
Schnellschüssen, deren Folgen für den Frieden in der Region
verheerend sein können. Unmittelbar nach der feigen Tat kündigte
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Bau von mehreren hundert
neuen Wohneinheiten in den Siedlungen des Westjordanlandes an. Eine
kollektive Bestrafung der palästinensischen Bevölkerung, die auch in
Bezug auf das Andenken der Opfer einen zweifelhaften Eindruck
entstehen lässt – nämlich dass der Tod von fünf Menschen mit der
international verurteilten Landnahme Israels vergolten werden könne.
Ein falsches Signal. Zudem beschloss die israelische Führung, mit
ihrer bisherigen Politik im Umgang mit Terroropfern zu brechen: Sie
veröffentlichte Fotos von den Leichen, um der Welt die Augen zu
öffnen, „mit wem Israel es zu tun hat“, wie Informationsminister Yuli
Edelstein erklärte. Fangt die Mörder, stellt sie vor Gericht und
bestraft sie für ihre abscheuliche Tat, möchte man den
Verantwortlichen in Tel Aviv zurufen – aber lasst euch nicht zu
spontanen Vergeltungsaktionen und Vorverurteilungen eines ganzen
Volkes hinreißen. Damit es nicht noch mehr unschuldige Opfer gibt.

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