Die deutschen katholischen Bischöfe setzen auf
Marx– Kapital. Der Münchner Erzbischof mit tiefen westfälischen
Wurzeln kann tatsächlich mit Pfunden wuchern, die Anlass zu der
Hoffnung geben, dass der frische Wind aus Rom auch durch die
deutschen Bistümer weht. Nicht wenige glauben, der „Geseker Jung“ sei
die deutsche Antwort auf den argentinischen Papst. Doch immer langsam
mit den neuen Pferden. Franziskus spricht zwar eine verständlichere,
den Menschen zugewandtere Sprache, doch er ist weder ein Liberaler
noch gar ein Befreiungstheologe. Und Reinhard Marx hat zwar auch ein
Buch mit dem Titel „Kapital“ geschrieben, ist aber kein Marxist.
Gleichwohl spricht auch der neue Chefdiplomat der deutschen
katholischen Bischöfe eine klare Sprache, die geprägt ist von der
Sozialethik seiner Kirche. Wirtschaft und Gesellschaft sollten nicht
nur effizient, sondern auch gerecht sein. Steuergerechtigkeit und
-ehrlichkeit hat er schon lange vor dem Fall Hoeneß angemahnt.
Friedhelm Hengsbach, Jesuit wie Franziskus und Sozialethiker wie
Marx, hat sich seine eigenen Gedanken gemacht über die neue
Kapitalismuskritik der Kirche. Über Marx sagte er: „Nach außen sozial
engagiert, nach innen reaktionär bis aufs Skelett.“ Harsche Kritik,
die allerdings ihre Berechtigung hat. Erinnert sei an die
Suspendierung des Priesters Gotthold Hasenhüttl und den
anschließenden Entzug der Lehrerlaubnis des Professors, weil dieser
am Rande des ersten Ökumenischen Kirchentags an Christi Himmelfahrt
die heilige Kommunion gemeinsam mit Protestanten begangen hatte. Die
Ökumene mag für Marx wie für alle katholischen Amtsträger verbal eine
Herzensangelegenheit sein, doch die geringsten Ansätze zu ihrer
praktischen Belebung werden im Keime erstickt. In einer Weltkirche
mag zwar nicht jeder sein eigenes Ding machen können, aber solange
Rom sich nicht meldet, muss man nicht scharf schießen. Umso
gespannter darf man auf Marx– künftiges Auftreten sein.
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