Es ist das kleine Einmaleins der
Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Was knapp
ist und viele wollen, ist wertvoll. Fällt die Ernte schlecht aus,
wird der Weizen teurer. Und natürlich dürfen mit Nahrungsmitteln
Gewinne erzielt werden. Denn nur so ist gewährleistet, dass
ausreichend produziert wird. Das lehren nicht zuletzt die großen
Hungerkatastrophen, die die sozialistische Planwirtschaft in ihrer
Geschichte verschuldet hat. Problematisch wird es dann, wenn das
Geschäft gänzlich von der eigentlichen Ware abgekoppelt wird. Für die
Terminhändler an den Börsen macht der Handel mit Weizen oder Öl als
Rohstoff keinen Unterschied, solange die Kurve rechtzeitig nach oben
zeigt. Finanzinvestoren, die auf Dürre, Überschwemmungen und sonstige
Umweltkatastrophen und damit auf schlechte Ernteerträge setzen,
spekulieren aber mit dem Leid und letztlich mit dem Hunger anderer.
Für die Verbraucher sind die gestiegenen Preise ein Ärgernis. Europa
ist als Region trotz großer Agrarländer wie Frankreich oder Polen der
größte Getreideimporteur der Welt und wird nicht umhinkommen, die
Zeche zu zahlen. Wirklich hart trifft der gestiegene Getreideptreis
aber die Menschen in den ärmsten Ländern der Erde. Neben dem
verständlichen Ruf nach Freiheit trieb viele der Aufständischen in
der arabischen Welt vor allem der Unmut wegen gestiegener Brotpreise
auf die Straße. So sind die Auswirkungen unmittelbar, wenn die USA
ankündigen, zukünftig ein Drittel der Maisernte für die Produktion
von Bioethanol umsetzen zu wollen. In solchen Momenten reagiert die
Börse promt, wie bei jeder anderen Wirtschaftsmeldung – das Nachsehen
haben andere. Wenn wir wachsende sozialen Konflikte in kauf nehmen,
ist der Preis für die Freiheit des Marktes zu hoch.
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