Neue Westfälische (Bielefeld): Nominierung des republikanischen Vizepräsidenten Romney, Ryan, Risiko DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON

Der ermüdende Stellungskrieg im amerikanischen
Präsidentschaftswahlkampf ist vorbei. Ab jetzt fliegen die Funken.
Die Nominierung des marktradikalen Abgeordneten Paul Ryan für das Amt
des Vizepräsidenten an der Seite des Republikaners Mitt Romney ist
das, was ein Kanister Benzin bei offenem Feuer wäre: hochexplosiv.
Kein anderer US-Politiker mit Einfluss verfolgt so missionarisch
revolutionäre Konzepte wie der Finanzexperte aus Wisconsin. Ryan ist
entschlossen, die staatlichen Renten-, Sozial- und
Krankenversicherungen, die allesamt finanziell aus dem Ruder laufen,
grundlegend zu sanieren und den Staatsapparat nebenbei auf
Bonsaiformat kleinzusparen. Dass die Lasten dabei einseitig bei Armen
und Älteren abgeladen werden, während Reiche weiter Steuergeschenke
erhalten und der aufgeblähte Militärapparat verschont bleibt, wird
die tiefen ideologischen Gräben in Amerika weiter vertiefen. Am 6.
November kommt es so zur Richtungswahl mit klaren Alternativen. Eine
platte Kampagne nach dem dämonisierenden Motto „Zusammenhalt und
Sozialstaat (Obama) versus entsolidarisierte Ellenbogengesellschaft
(Romney/Ryan)“ können sich die Demokraten gleichwohl nicht leisten.
Ryans Credo, die Staatsverschuldung mit der Axt und nicht mehr mit
dem Seziermesser zu bekämpfen, ist über das konservative Spektrum
hinaus ein politischer Rohdiamant. Gelingt es, ihn sozial
anzuschleifen, ist alles möglich.

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