neues deutschland: Flughafendesaster: Unten bleiben

»Wir können alles – außer Flughafen.« Dank
solcher Sprüche nehmen Berliner und Brandenburger die Serie der
Pannenmeldungen von der BER-Baustelle schon lange mit Humor. Und
angesichts der neuesten Umdrehung aus Unfähigkeit und Vertuschung
liegt es mehr denn je nahe, den größten anzunehmenden Politunfall der
Hauptstadt seit dem Bankenskandal einfach wegzulachen. Und die dafür
politisch Verantwortlichen gleich mit. In Wahrheit ist die
Angelegenheit natürlich viel zu ernst für Späße. Mehr noch: So
angemessen es wäre, wenn Wowereit und Platzeck nun den Doppelabflug
machten, so wichtig es ist, dass Parlamente das Versagen aufklären –
so wenig lässt sich damit das Dauerärgernis BER wirklich bewältigen.
Der geplante Flughafen ist viel zu teuer, er ist verkehrspolitisch
und ökologisch fragwürdig, er ist eine Belastung für die Anwohner.
Das lässt sich auch nicht damit aus der Welt reden, dass bereits
Milliarden verbaut wurden, dass der Airport einmal Arbeitsplätze
bringen soll oder dass Berlin, diese selbstimaginierte Metropole, nur
mit einem Riesenrollfeld »arm, aber sexy« bleiben kann. Die Politik
muss deshalb den Mut haben, das Projekt BER endgültig im märkischen
Sand zu begraben. Jetzt besteht die letzte Chance dazu. Und was bei
anderen kritisierten Großprojekten sinnvoll ist, kann in Schönefeld
nicht falsch sein: besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken
ohne Ende. »Oben bleiben«, rufen die Gegner des Stuttgarter
Tunnelbahnhofs S21. »Unten bleiben« – das ist die richtige Losung in
Berlin.

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