neues deutschland: Gottvergessenheit des Pastor-Präsidenten: In den Himmel kommt er nicht

Den Armen, so Jesus in der Bergpredigt, gehört das
Himmelreich. Das hieß zwar nie, dass darben müsse, wer Gott gefallen
wolle. Sehr wohl aber ist es Christus– Lehre, dass der Höchste mit
denen sei, die nicht zuerst den Vorteil suchen. Das existenzielle
Nutzenmaximieren und der »Homo oeconomicus« widersprechen Jesu
Menschenbild. Gerade im Gebot dieses rationalen Eigenvorteilsmenschen
besteht indes der Neoliberalismus, den der geweihte Bundespräsident
nun hochjubelt. Es ist daher nicht nur nichts Kühnes an seinem Mut
von oben. Sein Treten nach unten ist vielmehr im eigentlichsten Sinne
Sünde: Entfernung von Gott und seinem Sohn. Nie war das so klar wie
heute, wo im Kontrast zum Protestantenpastor der Jesuitenpapst den
Ärmsten die Füße wäscht. Es passe eher ein Kamel durch ein Nadelöhr
als ein Reicher in den Himmel, sagt Jesus anderweitig. Die darob
erschrockenen Jünger verweist er auf Gottes Gnade – wie er sie dem
habgierigen Zollpächter Zachäus gewährt, mit dem sonst niemand am
Tisch sitzen will. Der allerdings verschenkt sogleich die Hälfte
seines Besitzes an die Armen. Schon in Gott lauert also die unselige
Umverteilung, die dieses Land piesackt und bremst – um so heroischer
ist da ein Präsident, der uns vor biblischem Schlendrian bewahrt. Nur
in den Himmel kommt er nicht.

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