Es kommt nicht oft vor, dass Großstädter unmittelbar mit Alltag
und Problemen auf dem Land konfrontiert werden. Die Sternfahrt Hunderter Trecker
ins Berliner Zentrum machte es möglich. Den Stau provozierte man gerne –
angesichts der Ignoranz vieler politischer Debatten, die aus der Perspektive von
Städtern geführt werden. Und so schwingt beim Bauernprotest der jahrhundertealte
Interessengegensatz zwischen Stadt und Land mit.
Doch die Sache ist nicht so einfach, schließlich gibt es auch Kontroversen unter
den Land- wie auch unter den Stadtbewohnern. Die Forderung beim Bauernprotest,
die Regierung solle geplante Umweltauflagen wieder streichen, wird auch auf dem
Land nicht uneingeschränkt geteilt. Man denke nur an die lokalen Proteste gegen
Tierfabriken gerade wegen der massiven Gewässerbelastung. Zu Recht weisen
Landwirte auf ihre schwierige soziale Lage hin und fordern Wertschätzung
bäuerlicher Arbeit sowie faire Preise. Auch braucht es, anders als bisher, eine
breite Debatte gerade mit Kleinbauern ohne Lobbymacht. Falsch aber ist es, den
Status quo erhalten zu wollen. Die Agrarpolitik setzt in engster Abstimmung mit
dem Bauernverband auf Intensivierung und Exportorientierung – mit negativen
Folgen für städtische Konsumenten wie für Kleinbauern. Es braucht nicht weniger,
sondern weit mehr Auflagen für Umwelt- und Klimaschutz, der aber auch finanziell
weit stärker belohnt werden muss. Da können Stadt und Land an einem Strang
ziehen.
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