Kanzlerschaft und Parteivorsitz wollte Angela Merkel immer in
einer Hand haben. Ihr war die Machtfülle wichtig, um Ruhe in der eigenen Partei
zu haben. Vor nunmehr fast einem Jahr gab sie den Parteivorsitz an Annegret
Kramp-Karrenbauer ab. Es sollte ein Abgang auf Raten sein, der – wie sich jetzt
zeigt – einen geordneten Übergang nicht möglich macht. Kramp-Karrenbauer kann
das Machtvakuum nicht füllen. Leidenschaftlich streitet die CDU derzeit über den
weiteren Kurs bis zur Bundestagswahl. Längst ist nicht mehr ausgemacht, dass der
Parteivorsitz automatisch auch die Kanzlerkandidatur bedeutet. Die Zeiten ändern
sich – auch in der CDU. Ausgerechnet Friedrich Merz, der unterlegene Kandidat im
Kampf um den Parteivorsitz, wirft der Kanzlerin nun Untätigkeit und mangelnde
Führung vor, die sich »wie ein Nebelteppich« über das Land gelegt habe. Auch
inhaltlich streitet die CDU um die künftige Ausrichtung – darin steht sie den
Sozialdemokraten kaum nach. Eindringlich forderte Vizefraktionschef Carsten
Linnemann klare Positionierungen. Am Tag zwei nach der Thüringen-Wahl dürfte er
auch an Mike Mohring gedacht haben, der am Montag so klang, als wolle er
tatsächlich auf Ramelows LINKE zugehen, was ein Tabubruch wäre und sogleich für
einen Aufschrei sorgte. Mittlerweile ist Mohring zurückgerudert. Profitiert hat
davon aber die LINKE, die in Erfurt offensichtlich in der Mitte der Gesellschaft
angekommen ist, ohne ihre Ziele über Bord zu werfen.
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