Die Große Koalition gibt sich mit wenig zufrieden.
Freilich, es geht ihr um Großes – um die Zukunft der Arbeit und um
die Zukunft Europas und um die Zukunft der Großen Koalition auch.
Aber die Leute, denen die letzte Große Koalition ihr schlechtes
Wahlergebnis zu verdanken hatte, eine größere Große Koalition als
jetzt – hatten diese Leute nicht die Botschaft hinterlassen, dass es
so nicht weitergehen könne? Dass ihnen die über alle Köpfe hinweg
erfolgreiche, selbstverliebte und im Grunde nicht mehr nach
politischen Zielen unterscheidbare Bundesregierung nicht mehr recht
geheuer war?
Wir haben verstanden! So lautete das Reuebekenntnis aller
Beteiligten. Und nun geht es trotzdem weiter wie bisher. Auch wenn
die Koalitionsakteure da einen Berg Arbeit vor sich aufgetürmt haben,
auf dessen Gipfel sie ein zufriedenes, vollbeschäftigtes und um eine
schwarze Null tanzendes Volk projizieren, ist doch zu ahnen, dass sie
die Verunsicherung der Leute noch immer nicht ernst nehmen. Es ist
klar zu erkennen, wo Vertrauen, wo Gerechtigkeit- und
Sicherheitsgefühl aus dem Lot sind, wo also die größten Erwartungen
an die Bundesregierung liegen. Und auch, wenn hier jeder Wähler etwas
anderes als dringlich empfinden mag: Der Dieselskandal zeigt, dass
nach Meseberg alles so ist wie vor Meseberg. Keine
Richtungsentscheidung, der zuständige Minister mauert, die
Autokonzerne werden gehätschelt. Der einzige Unterschied könnte sein,
dass nach der Therapie in Meseberg nun keiner mehr hysterisch
reagiert, sondern alle ruhig bleiben.
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