neues deutschland: Opus Dei und Jungenschule: Sack und Esel

Tja, so kann es gehen mit dem Sack und dem Esel.
Allerdings war die juristische Konstruktion, mit der Brandenburg im
Rechtsstreit um ein Gymnasium vor das Bundesverwaltungsgericht zog,
von Anfang an nicht Erfolg versprechend. Von einem Staat, der die
Interessen religiöser Gruppen sogar über die körperliche
Unversehrtheit von Kindern stellt, war kaum zu erwarten, dass er
einer rechtskonservativen katholischen Organisation einzig wegen der
»monoedukativen« Ausrichtung ihrer geplanten Lehranstalt Steine in
den Weg legt. Eine reine Jungenschule? Kein Problem dank deutscher
Privatschulfreiheit. Ohnehin ging es bei der in Leipzig verhandelten
Causa eher um einen Kollateralpunkt. Würden an der Einrichtung
Schüler beiderlei Geschlechts unterrichtet, bliebe das Kernproblem:
das dort vermittelte Wertesystem. Um zu begreifen, dass der
umtriebige, machtbewusste Orden Opus Dei nicht aus reiner
Nächstenliebe besonders effektiv Geometrie und Grammatik unters Volk
bringen will, muss man nicht dem Zerrbild folgen, das Dan Brown in
seinem Roman »Sakrileg« zeichnet. Man sollte aber mehr als nur einen
Blick in die Schriften des »Gotteswerk«-Gründers Josemaría Escrivá
werfen, der zum Beispiel postulierte: »Wenn deine Demut dich dahin
bringt, dich als Unrat, als einen Haufen Unrat zu erkennen, können
wir aus all dieser Erbärmlichkeit noch etwas Großes machen.« Escrivá
wurde von Papst Wojtyla heiliggesprochen. Und Opus Dei ist Fleisch
vom Fleische der katholischen Kirche. Deshalb schlägt man lieber den
Sack.

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