Einerseits: Veranstalter und Beteiligte äußerten
sich erfreut über Demonstrantenzahlen, über Buntheit und gesunkenes
Durchschnittsalter der Protestierer. Andererseits: Die öffentliche
Wahrnehmung ähnelt im Gleichgültigkeitsgrad der anderer Jahre.
Kurzum: Die Sensibilität zumindest eines Teils der Gesellschaft
gegenüber den gleich gebliebenen, aber im Angesicht Fukushimas erneut
offen zutage getretenen Gefahren der Atomkraft ist gestiegen. Und
mehr als in anderen Jahren werden die Gefahren von vermeintlich
friedlicher und vermeintlich unwahrscheinlicher militärischer
Atomkraftnutzung als gemeinsame Bedrohung wahrgenommen. Man kann
zugleich nicht ausschließen, dass die Erregungskurve sich wieder
abflachen wird. Dass die Bedeutung von Fukushima – »Glücksinsel« –
bald mit keinem irdischen Wunsch mehr in Verbindung gebracht, sich
endgültig in eine schweigsame Erinnerung verwandelt haben wird. Man
kann nicht voraussagen, in welchem Tempo die Vernunft potenziellen
Todeszonen das Terrain streitig machen kann. Ein Signal abseits der
Osterproteste ist hierfür die Zahl der Menschen, die über einen
Stromanbieterwechsel ihr Unbehagen seit der Fukushima-Katastrophe
deutlich gemacht haben. Ökostromanbieter melden einen rasanten
Kundenzuwachs. Die Macht des Verbrauchers ist, anders als die des
Demonstranten, auch für die Wirtschaft von Belang.
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