neues deutschland: SPD huldigt Steinbrück

Trotz seines holprigen Starts als designierter
Kanzlerkandidat steht die SPD diszipliniert hinter Peer Steinbrück.
Er wurde mit einem deutlichen Ergebnis von 93,45 Prozent der
Delegiertenstimmen beim Sonderparteitag in Hannover zum Kandidaten
gekürt. Auch die einstigen Steinbrück-Gegner halten sich mit ihrer
Kritik inzwischen zurück. Die Prognose von Juso-Chef Sascha Vogt vor
etwa einem Jahr, dass ein Kanzlerkandidat Steinbrück die Partei tief
spalten würde, hat sich bisher nicht bewahrheitet. Und das, obwohl
Steinbrück allein wegen seiner umstrittenen Vortragshonorare und
Personalentscheidungen eine große Angriffsfläche bietet. Eine
Spaltung drohte der SPD bereits im Zuge der Schröder-Ära. Die damals
in der Partei verbliebenen linken Sozialdemokraten hatten jedoch den
neoliberalen Kurs ihrer Führung zähneknirschend akzeptiert und darauf
gesetzt, in naher Zukunft wieder mehr gehört zu werden. Sie hoffen
nun, dass Steinbrück aus den Fehlern der Agenda-Politik gelernt hat.
Immerhin kündigte der Kanzlerkandidat in seiner Parteitagsrede an,
dass die Marktwirtschaft stärker auf das Gemeinwohl verpflichtet
werden solle. Wer arbeitet, soll auch etwas mehr Geld in der Tasche
haben und nicht noch beim Amt aufstocken müssen, lautet eines von
Steinbrücks Versprechen. Viele Genossen nehmen ihm offenbar ab, dass
er die auch durch SPD-Politik angewachsene prekäre Beschäftigung
wieder eindämmen will. Ob das zutrifft, ist offen. Sicher ist
allerdings, dass er die Basis nicht mehr fragen wird. Schließlich ist
ihm Beinfreiheit versprochen.

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