neues deutschland: Studien zu Grundschulen: Aufsteiger

Die Bildungsminister im Bund und in den Ländern
können aufatmen – wenigstens ein bisschen. Am Ende der vierten Klasse
sind die Leistungen der Schülerinnen und Schüler vergleichsweise gut.
Grund für eine Verschnaufpause ist das Ergebnis der IGLU- und
TIMSS-Studien aber keinesfalls. Und das nicht, weil Deutschland, wie
der Leiter der Untersuchung Wilfried Bos, gestern immer wieder
betonte, »Luft nach oben hat«. Das ständige Schielen auf andere
Länder verstellt ohnehin den Blick für hiesige Probleme und deren
Lösungen. In anderen Staaten sind die Bildungschancen von Schülern
aus ärmeren Familien ähnlich schlecht. Das kann kein Trost sein, wenn
man bedenkt, dass die Koppelung der Schullaufbahnempfehlung an die
soziale Herkunft in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren sich
sogar noch verstärkt hat. Bei gleichen Schulleistungen und gleichen
IGLU-Ergebnissen hat ein Akademikerkind eine rund dreieinhalbfach
höhere Chance auf eine Gymnasialempfehlung als der Nachwuchs von
Facharbeitern. Treffen die Eltern die Schulwahl, ist der Unterschied
noch größer. Mit einem gängigen Vorurteil räumt IGLU 2011 auf: Nur
eine verschwindend geringe Minderheit der Migranteneltern spricht zu
Hause mit ihren Kindern nur in der Herkunftssprache. Die viel
zitierte Parallelgesellschaft mag es in einigen Stadteilen geben,
pauschalisieren lässt sich dieses Urteil nicht. Migrantenkinder sind
auch die Aufsteiger des Schulsystems. Ihre Testergebnisse stiegen
gegenüber 2001 statistisch signifikant an.

Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion

Telefon: 030/2978-1715