Was hat uns FDP-Chef Westerwelle doch für schöne
Stunden beschert. Unvergessen bleiben sein Besuch im
Big-Brother-Container vor rund zehn Jahren und sein Guido-Mobil, mit
dem er 2002 über Deutschlands Straßen flitzte. Auch seine ersten
englischen Sätze als Außenminister sorgten für reichlich gute Laune.
Das alles soll nun vorbei sein? Wenn es nach Meinung nicht weniger
FDP-Politiker geht, zumindest zum Teil. Sie haben nach den letzten
Landtagswahlen offen Westerwelles Kopf gefordert – und jetzt einen
ersten Erfolg erzielt. Im Mai kandidiert der Rheinländer nicht mehr
für den Parteivorsitz. Zwar will er weiter Bundesaußenminister
bleiben, doch die gestrige Entscheidung könnte ein Abschied auf Raten
werden. Zu sehr haben sich die Liberalen auch unter seiner Führung
als Steuersenkungspartei präsentiert. Zu sehr gilt die FDP als Partei
der Besserverdienenden mit marktradikalem Profil. Zu diesem Image hat
Westerwelle höchstselbst entscheidend beigetragen: »Wer dem Volk
anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer
Dekadenz ein«, meinte Westerwelle Anfang letzten Jahres und hetzte
mit dieser Polemik gegen diejenigen, die höhere Hartz-Regelsätze
forderten. Das Fass zum Überlaufen aber brachten die Landtagswahlen
im Südwesten. Einen so herben Absturz verkraftet ein
Parteivorsitzender nicht, der bei seinen eigenen Leute ohnehin massiv
in der Kritik steht. Auch nicht, wenn er Guido Westerwelle heisst.
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