NOZ: Nach Missbrauchsvorwürfen gegen Mitarbeiter: Weißer Ring zahlt Opfern ihre Anwaltskosten

Nach Missbrauchsvorwürfen gegen Mitarbeiter:
Weißer Ring zahlt Opfern ihre Anwaltskosten

Vorsitzende Müller-Piepenkötter: „Wir wollen umfassend helfen“

Osnabrück. Nach dem Vorwurf sexueller Belästigung durch einen
Mitarbeiter übernimmt der Weiße Ring die Anwaltskosten für 18
mutmaßliche Opfer. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker
Zeitung“ (Freitag) kündigte die Bundesvorsitzende Roswitha
Müller-Piepenkötter an, die Opferorganisation werde die Frauen bei
ihren Schadenersatzprozessen finanziell unterstützen. Die Vorsitzende
sagte: „Es war ein Vertreter des Weißen Rings in Lübeck, der
hilfesuchende Frauen in Beratungsgesprächen sexuell belästigt haben
soll. Deshalb wollen wir umfassend helfen.“ Um welchen Betrag es sich
dabei handelt, sei offen, weil dies vom Streitwert der Verfahren
abhänge.

Damit geht die Organisation über die Hilfe hinaus, die
Kriminalitätsopfer normalerweise erhalten. Sonst bietet der Weiße
Ring Betroffenen begrenzte finanzielle Unterstützung an, etwa die
Erstberatung durch einen Anwalt und Therapeuten, Rechtshilfe im
Strafprozess oder Umzugshilfe. Im aktuellen Fall geht es um einen 73
Jahre alten ehemaligen Außenstellenleiter in Lübeck, gegen den
mehrere Frauen und der Bundesverband Strafanzeige gestellt haben. Ihm
wird vorgeworfen, hilfesuchende Frauen in Beratungsgesprächen sexuell
belästigt und sich vor ihnen entblößt zu haben. Der Mann bestreitet
die Vorwürfe.

Nach Worten von Müller-Piepenkötter verzeichnet der Verein, der
rund 47.000 Mitglieder hat, wegen der Vorfälle in Lübeck nur
vereinzelte Austritte. Der Landesvorsitzende des Weißen Rings von
Schleswig-Holstein und sein Stellvertreter waren am Wochenende von
ihren Ämtern zurückgetreten, um Schaden vom Verband abzuwenden.
Müller-Piepenkötter kündigte an, dass der Posten des Vorsitzenden
rasch wieder besetzt werde. „Es muss so schnell wie möglich einen
Neustart in Schleswig-Holstein geben“, sagte die Vorsitzende. In drei
bis vier Wochen werde zu einer außerordentlichen
Mitgliederversammlung des Landesverbandes eingeladen. „Vielleicht
können wir dann schon einen neuen Vorsitzenden wählen.“ Einen
vergleichbaren Fall habe es noch nie seit der Gründung des
Opferschutzvereins 1976 gegeben.

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