NRZ: Bitte kein Schaulaufen auf dem Balkon mehr – von MANFRED LACHNIET

Das Wort „sondieren“ hat in den vergangenen Wochen
einen schlechten Ruf bekommen. Daher macht es kein gutes Gefühl, wenn
CDU und SPD nun darüber sprechen, ob sie nicht doch – irgendwie –
eine Regierung bilden wollen. Urheber der Misere bleibt FDP-Chef
Christian Lindner, der nach wochenlangem Sondieren plötzlich keine
Lust auf Verantwortung mehr hatte.

Die so höchst unterschiedlichen „Jamaikaner“ hatten bereits so
viele Kompromisse geschlossen, dass sich nun viele fragen, warum die
vertrauten Parteien SPD und CDU nicht auch eine Einigung zustande
bringen. Für die CDU ist das tatsächlich recht leicht. Denn Merkel
ist geübt darin, unions-fremde Themen aufzusaugen. Ob grün oder
sozialdemokratisch – Hauptsache, sie bleibt Kanzlerin.

Genau dies ist das Riesenproblem der SPD. Viele in der Partei
wollen keine GroKo. Schulz, Nahles und Co. müssen daher nun enorme
Überzeugungsarbeit leisten. Denn im Januar stimmt die Basis über ihre
Pläne ab. Sicher ist da nichts.

Die Menschen im Land haben derweil kaum noch Lust auf langwieriges
Sondieren. Sie möchten, dass die wirklich wichtigen Themen angepackt
werden: Wie wird der Notstand in der Pflege behoben? Wie stellen wir
gute Bildung sicher? Wie kann Integration besser laufen, kommt
endlich das Einwanderungsgesetz? Was ist mit der Rente? – Darauf
wollen die Menschen Antworten, dafür haben sie gewählt. Was niemand
mehr will, ist völlig klar: Schaulaufen von „Sondierern“ auf einem
Berliner Balkon. Jetzt istTempo gefragt.

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