WAZ: Der Präsident geht zu weit. Kommentar von Christian Kerl zu Gaucks Kritik

Unbequem soll der Bundespräsident sein, so
unbekümmert parteilich wie Joachim Gauck jetzt in Sachen Rot-Rot-Grün
aber sollte er sich nicht äußern. Mit seinen öffentlichen Bedenken
gegen die sich abzeichnende Wahl eines Linken-Ministerpräsidenten in
Thüringen ist Gauck zu weit gegangen. Sicher, mit seinem Unbehagen an
diesem Aufstieg der Links-Partei spricht er vielen Bürgern gerade in
Westdeutschland aus der Seele. Aber was den früheren Pfarrer Gauck
aufregen mag, muss das Staatsoberhaupt Gauck mit nüchterner Distanz
betrachten. Es ist nicht Sache des Präsidenten, sich derart
parteipolitisch einzumischen. Im Gegenteil: Der Präsident hat die
Aufgabe, integrierend zu wirken und die Einheit des Gemeinwesens
sichtbar zu machen. Zwar hat Gauck einen weiten Spielraum, auf
Gefahren durch Parteien hinzuweisen. Aber die Linkspartei ist keine
Gefahr für die Demokratie.

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