NRZ: Die nächste Eskalationsstufe – ein Kommentar von JAN JESSEN

Die Polizei hat allem Anschein nach Mordanschläge
von Islamisten auf Funktionäre einer rechtsextremen Splitterpartei
verhindert. Damit ist eine neue Eskalationsstufe erreicht in dieser
schon länger schwelenden Auseinandersetzung. Auf der einen Seite
diejenigen, die unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit gegen
Freiheit und Demokratie hetzen; auf der anderen Seite diejenigen, die
unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit den Islam in Gänze
verteufeln und die Fanatiker absichtsvoll provozieren – jene rechten
Eiferer, die sich jetzt innerlich feixend in der Opferrolle
präsentieren. Beiden Seiten ist ein Wesensmerkmal gemein: gnadenlose
Intoleranz. Eine Intoleranz, die es billigend in Kauf nimmt, ja, es
befördern will, dass ein Keil in das Miteinander der Religionen und
Kulturen in Deutschland getrieben wird. Die Bekämpfung der religiösen
Extremisten kann nicht allein Aufgabe des Staates sein. Die
muslimischen Gemeinden sind gefordert. Sie müssen lauter und
kraftvoller gegen die vorgehen, die den islamischen Glauben besudeln;
sie müssen sich den Salafisten in den Weg stellen, so wie es die
Zivilgesellschaft immer und immer wieder bei Nazis macht. Ein
muslimischer Aufstand gegen die Fanatiker wäre ein gutes Gegenmittel
gegen das Gift, das rechtsextreme Eiferer versprühen, um den
gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zersetzen.

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