Atomkraftgegner überwintern bei Dunkelheit mit
kaltem Hintern“. Der Werbespruch auf Auto-Aufklebern, den die Essener
Steag vor gut 30 Jahren verteilte, ist heute auf fatale Weise beinahe
wieder aktuell. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist nicht
zurückzudrehen; der Großteil der Bevölkerung will das auch nicht.
Aber der Weg dorthin ist umstrittener als zuvor. Die Umstellung auf
erneuerbare Energien droht den Strom so teuer zu machen, dass für
Tausende die Aussage des Werbespruches demnächst durchaus zutreffen
könnte. Die Politik hat beim Ausstieg zu planlos gehandelt. Vieles
wurde über das Knie gebrochen. Ob es sich nun um die
überdimensionierten Zuschüsse für Solarenergie handelt oder um
Zwangseinspeisungen in die Stromleitungen, die oftmals zu Preisen
erfolgt, die mit Wirtschaftlichkeit nichts zu tun haben. Und bei
allem verdient der Staat über die Steuer mit. Je höher die Preise,
desto mehr kassiert der Staat ab. Und die vielversprochene
Marktführerschaft der deutschen Industrie durch die Pionierleistungen
beim Strom-Umbau ist auch fraglich. In französischen
Wirtschaftskreisen erklären Manager süffisant den deutschen Kollegen:
„Was ihr durch niedrigere Löhne und kostensparende Umorganisation an
Konkurrenzvorteilen erarbeitet habt, reißt ihr nun mit euren teuren
Strompreisen wieder ein.“ In Japan wartet man, was die Deutschen für
Erfahrungen machen, um später einsteigen und kostengünstig
produzieren zu können. Die Chinesen sind weiter: Bei der Herstellung
von Solarkollektoren unterbieten die Firmen aus dem Reich der Mitte
ihre deutschen Konkurrenten. Trotz ihres „Vorsprungs“ durch die
Energiewende droht ihnen die Pleite. Auf der anderen Seite gibt es
die Ausnahmegenehmigungen für energieintensive Betriebe, die höhere
Stromkosten nicht tragen müssen. Das ist im Grunde richtig – wenn es
sich denn um Unternehmen handelt, die mit ihren Produkten in einer
globalen Konkurrenzsituation stehen. Völlig abwegig ist es aber, dass
Hähnchenmästereien oder Golfplätze ebenfalls in den Genuss des
Preisnachlasses kommen können. Fatal ist es auch, dass alles wieder
einmal beim Privatverbraucher hängen bleiben soll. Vielleicht wäre es
richtiger, die ambitionierten Zeitziele der Energiewende zu
überdenken und sich vorher auf einen gangbaren Weg zu einigen.
Europaweit. Das alleinige Vorpreschen Deutschlands braucht zu viel
unnötige Energie.
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