Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Griechenland

Über Athen schwebt das Damoklesschwert des
wirtschaftlichen und politischen Bankrotts. Zwar hat die Wahl die
verkrustete Parteien-Architektur zerstört, das Land jedoch nahezu
unregierbar gemacht. Machen wir uns nichts vor: Selbst Neuwahlen
werden Griechenland nicht aus seinen anarchischen Zuständen führen.
Denn keine Koalition – soweit sie denn zustande kommt – könnte es
sich erlauben, den Radikal-Sparkurs fortzusetzen. Der hat die
Wirtschaft in eine tödliche Abwärtsspirale gezwungen und den Bürgern
jede Überzeugung geraubt, dass die ihnen abverlangten Opfer gerecht
sind. Jeder potenzielle Investor wird vorerst die Taschen zugeknöpft
halten, das Land in Apathie verharren. Jedenfalls so lange, wie der
Rest Europas Unmögliches von den Griechen verlangt und die Griechen
Unmögliches vom Rest Europas fordern. Wenn rund 60 Prozent der
Hellenen Parteien wählen, die das Spardiktat ablehnen, aber immer
noch 77 Prozent von ihnen in der Eurozone bleiben möchten, dann tun
sich Widersprüche auf, die Europa vor eine Zerreißprobe stellen. Denn
Griechenland innerhalb der Eurozone zu subventionieren würde die
Solidarität der Geberländer auf Dauer überstrapazieren und den
wirtschaftlichen Wiederaufbau eher verzögern.

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Ostsee-Zeitung
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