Rheinische Post: Kopten als Verlierer Kommentar Von Martin Kessler

Die brutale Gewalt, die Ägypten gerade
erschüttert, könnte sich vor allem für eine Minderheit als desaströs
erweisen: die christlichen Kopten. Zu ihnen zählt sich jeder zehnte
Ägypter. Im Konflikt zwischen Islamisten, Säkularen und Militär
geraten sie aber zwischen alle Stühle. Die Muslimbrüder nehmen ihnen
die Parteinahme für das Militär übel und lassen durch radikale Kräfte
Kirchen und Geschäfte der Christen plündern. Das Militär sieht trotz
aller Ankündigungen, die christlichen Kopten zu schützen, insgeheim
die Möglichkeit, geschickt den Volkszorn auf die oft wirtschaftlich
erfolgreichere Religionsgemeinschaft zu lenken. Im Grund können die
Kopten nur auf die internationale Gemeinschaft hoffen. Dabei sind sie
die Ureinwohner am Nil. Ihre Sprache hat sich aus der Spätzeit der
Pharaonen entwickelt. Während der römischen Herrschaft machten sie
Ägypten zu einem christlichen Kernland, bevor die muslimischen Araber
das Land im Jahr 640 eroberten. Mit der Vertreibung der Kopten würde
sich Ägypten seiner eigenen großen Kultur berauben.

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