Rheinische Post: Lehren aus Fall Schavan

Mit der Entscheidung, keine weiteren
juristischen Schritte im Kampf um ihren Doktortitel zu unternehmen,
hat die frühere Bildungsministerin Schavan eine kluge Entscheidung
getroffen. Die Chance, vor Gericht den Titel wiederzuerlangen, wäre
gering gewesen. Die Verwaltungsgerichte entscheiden, ob die
Universitäten formal richtige Entscheidungen getroffen haben, und
nehmen keine wissenschaftliche Überprüfung vor. Mit ihrer
Entscheidung macht Schavan auch den Weg dafür frei, dass der
Wissenschaftsbetrieb ohne Berücksichtigung ihrer Person klarere und
verbindlichere Regeln festlegen kann, wie Universitäten künftig
Plagiatsvorwürfe überprüfen. Denn der Vorwurf, dass im Fall Schavan
ein zweiter von der Universität unabhängiger Gutachter fehlte, ist
berechtigt. Auch die Universität Düsseldorf, die formal als Siegerin
im Fall Schavan vom Platz geht, muss ein Interesse daran haben, dass
ihr ein solch kritikwürdiges Überprüfungsverfahren nicht noch einmal
unterläuft. Wer über die Korrektheit anderer urteilt, muss an sich
selbst die strengsten Maßstäbe anlegen.

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