Rheinische Post: Neue Spielregeln im Nahost-Konflikt

Seit beinahe zwei Jahren haben die Umwälzungen
des Arabischen Frühlings und zuletzt der Bürgerkrieg in Syrien den
Dauerkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern weitgehend aus den
Schlagzeilen verdrängt. Nun ist er wieder da: Palästinenser schießen
aus dem Gaza-Streifen Raketen auf Israel, das mit Bombardements
antwortet. Das Ganze wirkt wie ein schreckliches Remake des
Gaza-Kriegs von 2008. Aber die Machtverhältnisse in der Region haben
sich verschoben. Ägypten, das zu Mubaraks Zeiten die israelischen
Interventionen in Gaza insgeheim billigte, wird heute von Islamisten
geführt, deren Herz auf Seiten der in Gaza regierenden
radikalislamischen Hamas schlägt. Ob dies der palästinensischen Sache
am Ende nutzt, ist freilich überhaupt nicht ausgemacht. Vor dem
Hintergrund der Rivalität zwischen Hamas in Gaza und Fatah im
Westjordanland ist das große Ziel eines eigenen (und lebensfähigen)
Staats damit womöglich noch weiter in die Ferne gerückt. Solange
Israel glaubt, das Problem mit Mauern aussperren zu können und die
Hamas die Vernichtung des Judenstaats predigt, ist kein Kompromiss
möglich. Die Spielregeln im Nahost-Konflikt haben sich zwar geändert,
aber bisher gibt es weiter nur Verlierer.

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