Rheinische Post: Pariser Komplotte

Ein französischer Präsidentenwahlkampf ist mit
keinem anderen in der westlichen Welt zu vergleichen. Was die
Intensität, die Härte und auch die Skrupellosigkeit der Akteure
betrifft, geht es nur noch bei der Schlacht ums Weiße Haus ähnlich
ruppig zu. Es ist ein Wahlkampf um Personen, weniger um Programme.
Was der Kandidat vor der Wahl versprochen hat, das wissen die
Franzosen nur zu gut, kümmert den Staatspräsidenten, diesen
Pseudo-Monarchen, später nur noch bedingt. Ende April wird in
Frankreich gewählt, und die Schlammschlacht hat längst begonnen. Der
Fall Dominique Strauss-Kahn war eine besonders schmuddelige
Ouvertüre. Der Frauenheld der Sozialisten ist wegen seiner skurrilen
New Yorker Hotelzimmer-Affäre erledigt. Und Frankreich wäre nicht
Frankreich, rankten sich darum nicht sofort wüste
Verschwörungstheorien. Hat die Entourage von Amtsinhaber Nicolas
Sarkozy den Herausforderer in eine Falle gelockt? Hatte der
Geheimdienst seine Finger im Spiel? Solche Spekulationen würzen jeden
Wahlkampf, und gerade diesen, in dem die Franzosen eigentlich der
harten Wahrheit ins Auge schauen müssten: Ihnen drohen schmerzhafte
Einschnitte. Das hört aber niemand gerne. Dann schon lieber Komplott.

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