RNZ: Feingefühl? – Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg zu NSU/ Untersuchungsausschuss/ Attentat/ Köln/ Behrens

Hinterher ist man immer schlauer. Dass die
Morde an türkischstämmigen Einzelhändlern auf das Konto eines
Terrortrios gehen – aus heutiger Sicht muss man sich die Augen
reiben, warum damals niemand Verbindungen gesehen haben will. Nur
ganz allmählich bringt der NSU-Ausschuss Licht ins Dunkle. Wie
gestern bei der Aussage des damaligen NRW-Innenministers Behrens zum
Nagelbomben-Attentat 2004 in Köln. Nach heutigen Einschätzungen,
hätte an diesem Fall am ehesten die Spur zur NSU entdeckt werden
können. Weshalb sich nur erneut offenbart, wie blind oder schlampig
die Ermittlungsbehörden wohl gearbeitet haben. Trifft den damaligen
Minister eine Schuld? Zugegeben, es zeugt nicht gerade von
politischem Feingefühl, einen privaten Umzug durchzuziehen, nachdem
mitten in einer der größten Städte des Landes eine Bombe detonierte.
Allerdings sagt Behrens, er habe regelmäßig mit den Ermittlern
Rücksprache gehalten – und immer wieder zur Antwort bekommen: Keine
Erkenntnisse zu den Hintergründen der Tat. Darauf muss sich ein
Politiker auch verlassen können. Also tut der Ruheständler nun, was
bisher selten genug geschah: Er entschuldigt sich bei den Opfern und
Angehörigen. Mehr kann er ohnehin nicht tun.

Pressekontakt:
Rhein-Neckar-Zeitung
Dr. Klaus Welzel
Telefon: +49 (06221) 519-5011