Von Klaus Welzel
Abstürze gab es schon viele in der Politik. Genützt haben sie nur
selten etwas. Die FDP befindet sich derzeit im freien Fall – wenn man
den Umfragen glauben kann. Und anders als beim grandiosen Wahlerfolg
vor einem Jahr sollen diesmal nicht alle dafür verantwortlich sein,
sondern nur einer: der Chef. Doch Rainer Brüderle und seine
Mitstreiter sollten einmal einen Blick zur politischen Konkurrenz
werfen: Die SPD hat zum Beispiel mit Sigmar Gabriel zwar einen
Vorsitzenden fürs innerparteiliche Wohlfühlklima gefunden. Von der
Macht sind die Sozialdemokraten aber so weit entfernt wie unter Kurt
Beck. Das letzte Mal, dass die SPD von einem Putsch profitieren
konnte, war Lafontaines Handstreich gegen Scharping, 1996. Doch
dieser Zwangsrochade waren viele verlorene Wahlen vorangegangen. Es
stimmt, dass Guido Westerwelle das politische Feingefühl seit der
Bundestagswahl abhanden kam. Doch auch einem Parteichef Lindner oder
Brüderle dürfte es schwerfallen, die Wähler in Rheinland-Pfalz oder
Baden-Württemberg binnen dreier Monate umzustimmen. Es sind alte
Rechnungen, die jetzt beglichen werden. Auf dem Weg zur Macht hat
sich Westerwelle Feinde gemacht. Die schlagen jetzt zurück.
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