RNZ: Kehrtwende

Die Rhein-Neckar-Zeitung kommentiert die
Atom-Debatte: „Die übergroße Mehrheit der Bürger nimmt der
schwarz-gelben Bundesregierung den plötzlichen Sinneswandel in Sachen
Atomkraft nicht ab. Das haben Umfragen in dieser Woche gezeigt. (…)
Verschreckt wenden sich viele (…) den Grünen zu. Der Partei, bei
der das Nein zur Atomkraft seit je zum Markenkern gehörte. Und da
fangen die Probleme für Union und FDP an. Das offensichtliche
Glaubwürdigkeitsproblem liegt nicht so sehr an den juristischen und
inhaltlichen Schwächen des Moratoriums. Es liegt am Zeitpunkt der
Kehrtwende. Und es liegt an der Vehemenz, mit der behauptet wird, die
Atomkraft sei ja schon immer nur als „Brückentechnologie“ angesehen
worden. Tatsächlich tauchte der Begriff erst 2007 im Unionsprogramm
auf. Bis dahin hieß es stets, Kernenergie sei „auch in Zukunft“ oder
„auf absehbare Zeit“ unverzichtbar: Ein Ausstieg schade dem Klima und
vor allem der deutschen Industrie und ihren Exportchancen. Und daher
will niemand so recht applaudieren, wenn Merkel sich nun brüstet, sie
schalte die AKWs sogar schneller ab als Rot-Grün. Denn ob das
wirklich geschieht – oder ob die gleiche Menge Atomstrom nur auf
weniger Kraftwerke verteilt wird – ist eine der spannenden Fragen für
die nächsten Monate. Und was ist mit der geltenden Obergrenze von 500
Millionen Euro Nachrüstungsaufwand je Meiler? Vielleicht können die
eifrigen Abschaltern ab April in weniger aufgeregter Stimmung
ernsthaft darüber nachdenken und diskutieren. Dazu ist das
Moratorium ja angeblich da.“

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Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
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