Jetzt haben wir die Bescherung: Die
Krankenversicherung, gleich ob gesetzlich oder privat, ist chronisch
krank. Schuld daran sind vor allem übereilte Notoperationen
schwarz-rot-gelber Bundesregierungen. Und der Irrglaube, dass die
Menschen es nicht merken, wenn ohne Herz und Verstand an ihrer
Gesundheit gespart wird.
Die Idee vom sogenannten Gesundheitsfonds, der die Kassen krank
gemacht hat, ist eine CDU-Erfindung, die vor acht Jahren noch
Kopfpauschale hieß. Durchgesetzt gegen Experten aus dem eigenen
Unionslager. Horst Seehofer zum Beispiel warf Angela Merkel
seinerzeit die Brocken hin. Dann wurde Merkel Kanzlerin und die
Kopfpauschale durfte zwar nicht mehr so heißen, wurde aber durch die
Hintertür verwirklicht. Mit einer Art Einheitsversicherung, an der
zur Beruhigung der FDP auch die privaten Kassen ihre finanzielle
Freude haben sollten.
Das Ergebnis: Die diversen Zuzahlungen der Versicherten
explodierten. Die Hausärzte klagen berechtigt über ungerechte
Honorare und über den wachsenden Zwang, am medizinisch Sinnvollen zu
sparen. Und nun sind auch noch ausgerechnet die privaten Assekuranzen
eingeschnappt, weil sie im Gefolge einer unausgegorenen Reform jede
Menge zahlungsunfähige Kunden versorgen müssen, die zuvor bei den
Gesetzlichen unterkamen.
Das Gejammer hat seine Ursachen zum großen Teil in privaten
Lockvogel-Tarifen für junge, gesunde Leute – und in der lebensfremden
Vorstellung, dass Medizinkosten per Gesetzgebung gedeckelt werden
könnten. Das scheinbar riesige Finanzpolster, das die Gesetzlichen
auf politische Weisung ihren Kunden abgeknausert haben, ist da keine
Beruhigung. Auch dieses Geld wird schnell ausgegeben sein, wenn der
Name Sozialversicherung nicht zum Hohn werden soll. Die drohende
Drei-Klassen-Medizin aus gesetzlich Versicherten, privat Versicherten
sowie den Menschen, die durch das Netz der Privatversicherung fallen,
sollte endlich als das bezeichnet werden, was sie ist: als Pfusch.
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