Warten auf den Kreml
Die Waffenstillstandsgespräche zwischen der Kiewer Staatsmacht und
den Rebellen im Donbass sind an sich schon eine Überraschung. Ebenso
erstaunlich sind die Unterhändler, die der neue ukrainische Präsident
Pjotr Poroschenko schickte: Nestor Schufrik, während der
Maidan-Revolution einer der lautstärksten Gefolgsmänner des
inzwischen gestürzten Staatschefs Viktor Janukowitsch. Dazu
Altpräsident Leonid Kutschma, der als Janukowitschs politischer
Ziehvater gilt. Und Dmitri Medwetschuk, in Kiew verhasst als Putins
langjähriger Verbindungsmann zu Janukowitsch. Aber die politische
Küche der Ukraine ist klein, und der Schokoladenoligarch Poroschenko
fiel nicht vom Himmel in sie hinein. Poroschenko hat durchaus
persönliche Kontakte zum „Feind“, was aber in diesem Fall nicht
schadet. Außerdem werden diese Verhandlungen auf zwei Etagen geführt:
Unten Poroschenko und die Kiewer Regierung mit den ziemlich schrägen
Häuptlingen der Separatisten als Gegenüber. Oben aber Obama, Merkel –
und Putin. Seit Wochen gehen in Moskau Gerüchte, Poroschenkos
Friedensplan sei bereits telefonisch zwischen Washington, Brüssel,
Berlin und Moskau ausdiskutiert. Bleibt abzuwarten, wieviel die
informelle Vereinbarung wert ist, die dabei offenbar herausgekommen
ist. Denn ohne Geheiß des Kreml werden die prorussischen Rebellen die
Waffen bestimmt nicht niederlegen.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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