Südwest Presse: Kommentar zu Betriebsrente

Die Schuldenkrise beutelt den Finanzmarkt, sorgt für
sinkende Zinsen und macht immer mehr Bürgern das Leben schwer. Klar,
wer heute ein Darlehen für einen Immobilienkauf aufnimmt, freut sich
über das billige Geld. Wer aber Kapital anlegen will, sieht die
Kehrseite der Medaille. Es ist ein Trauerspiel – nicht nur in
Deutschland, sondern zurzeit in allen wichtigen Währungsräumen. Diese
Entwicklung trifft auch diejenigen, die neben dem staatlichen
Rentensystem auf eine Betriebsrente gesetzt haben. Sofern der
Arbeitgeber die Einzahlungen nicht ordentlich bezuschusst, gilt diese
Art der Vorsorge ohnehin nur eingeschränkt als empfehlenswert.
Betriebsrentenverträge binden langfristig Kapital. Der Einzahler ist
somit unflexibel, wenn sich seine Lebensplanung ändert, er das Geld
für den Hausbau braucht. Nun müssen viele auch noch mit Abstrichen
rechnen. Denn die Pensionskassen und Versorgungswerke, die hinter den
Betriebsrenten stehen, müssen das Geld ihrer Mitglieder zum Großteil
risikoarm anlegen. Folglich setzen sie weniger auf Aktien, sondern
mehr auf langjährige Staatsanleihen. Davon aber welche zu finden, die
gute Rendite bringen, ist schwierig. An dieser Misere wird sich auch
nicht so schnell etwas ändern. Für zusätzlichen Druck sorgt die
EU-Kommission, die die Eigenkapitalanforderungen an Pensionskassen
und Versorgungswerke verschärfen will. Dann schrumpfen die
Auszahlungen weiter. „Die Rente ist sicher“, hatte 1997
Arbeitsminister Norbert Blüm gesagt. Sicher aber ist heute nur eines:
Das Phänomen der Altersarmut wird sich auch in Deutschland ausbreiten
– aller Vorsorge zum Trotz.

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Lothar Tolks
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