Südwest Presse: Kommentar zu Bonuszahlungen für Ärzte

Wer die Krankenhäuser auf Kommerz trimmt, darf sich
nicht wundern, wenn sie mit Bonuszahlungen an Ärzte reagieren. Die
Regierungskoalitionäre versuchen mit ihren Vorgaben zu
Zielvereinbarungen aber nur Symptome zu bekämpfen statt Ursachen.
Diese liegen im System der Fallpauschalen, nach denen stationäre
Behandlungen bezahlt werden. Dort werden falsche Anreize gesetzt, die
inzwischen auch viele medizinische Fachgesellschaften beklagen. Wenn
sich Patienten nicht in ein Behandlungskorsett pressen lassen, kann
die Bezahlung nicht auf einen Geldbetrag fixiert werden. Er führt
dazu, dass nicht die Genesung im Vordergrund steht, sondern die Zahl
der Operationen und die Auslastung der Geräte. Deshalb bedarf es
nicht neuer Empfehlungen zu Bonusvereinbarungen. Sie widersprechen
ohnehin der Berufsordnung der Ärzteschaft und höhlen die Ethik der
Medizin aus. Die Fallpauschalen gehören in die gesundheitspolitische
Mülltonne. Sie sind eine Fehlleistung sondergleichen. Keines der
versprochenen Ziele haben sie erreicht. Die Behandlung wird nicht
wirtschaftlicher erbracht, sondern ist massiv teurer geworden. Und
dennoch klagen mehr als die Hälfte der Krankenhäuser über Defizite.
Deutlich weniger Pflegepersonal muss oft doppelt so viele Patienten
betreuen wie vor zehn Jahren. Ärzte sollen zunehmend Entscheidungen
treffen, die nichts mehr mit Medizin zu tun haben. Das kann Patienten
nur schaden.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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