Südwest Presse: Kommentar zu Klimaschutz, Ausgabe vom 17.07.2012

KOMMENTAR zu· KLIMASCHUTZ

Ausgabe vom 17.07.2012 Als im Juni mehr als 100 Staats- und
Regierungschefs zum UN-Nachhaltigkeitsgipfel nach Rio de Janeiro
reisten, schickte die Bundeskanzlerin ihren neuen Umweltminister als
persönlichen Vertreter dorthin. Hinterher beschwerte sich Angela
Merkel über die enttäuschenden Ergebnisse der Konferenz. Es gab noch
Zeiten, da kämpfte die ehemalige Umweltministerin noch selbst für
strenge Emissionswerte und ehrgeizige Klimaziele. Sie ließ sich in
Europa als Vorreiterin für saubere Luft feiern und posierte vor einer
malerischen Kulisse in Grönland, als sei sie als
Greenpeace-Aktivistin im Eismeer unterwegs. Jetzt eröffnete die
Bundeskanzlerin den Petersberger Klimadialog in Berlin, und wieder
lamentierte sie darüber, dass es noch kein Folgeabkommen für das Ende
dieses Jahres auslaufende Kyoto-Protokoll gibt. Als sei sie für das
Scheitern aller bisherigen Bemühungen nicht mitverantwortlich.
Schließlich war Deutschland dabei, als der internationale Klimaschutz
2011 auf dem UN-Gipfel in Durban wieder mal auf die lange Bank
geschoben wurde. Und zuvor auch beim Fehlschlag von Kopenhagen.
Klimakanzlerin war Angela Merkel gestern. Heute ist sie
Sparkommissarin und Euro-Retterin. Man muss eben Prioritäten setzen
im Regierungsalltag. Aber darf man sich dann hinstellen und wortreich
über Versäumnisse beim Umweltschutz klagen oder vollmundig mehr
Anstrengungen der Weltgemeinschaft fordern? So wichtig der Kampf
gegen Staatsschulden und Bankenkrise ist – auch die Rettung des
Weltklimas verdient den vollen Einsatz unserer Kanzlerin.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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