Nichts außer dem Normalen ist passiert bei der
Nominierung Annette Schavans zur Bundestagskandidatin im Ulmer
Wahlkreis. Das Gewöhnliche aber geriet zum außergewöhnlichen Auftrieb
überregionaler Medien vor den Toren Ulms. Das Dorf Eggingen erlebte
einen Medienhype, nicht, weil eine Ministerin zur Wiederwahl anstand,
sondern weil es sich um eine angeschlagene Ministerin handelt. Die
Nominierung gewährte außer Einblicken ins Seelenleben einer
Parteibasis auch Erkenntnisse darüber, wie die Medienlandschaft
tickt. Ihr Interesse an normalen politischen Zuständen ist so gering
wie an solide arbeitenden Politikern, die allen anderslautenden
Ansichten zum Trotz noch existieren. Dagegen stürzen sich die Medien
auf alle und alles, was ungewöhnlich erscheint, vorzugsweise auf
beschädigte Personen des öffentlichen Lebens, wie es Schavan wegen
des Plagiatsverdachts ist. Dass die Ministerin, deren Kind im Lande G
8 ist, die grün-rote Bildungspolitik attackierte und entgegen ihrer
sonst dozierenden Art in plumper Attackenrhetorik die Parteiseele
bediente, war zu erwarten. Ebenso ihre klare Nominierung. Sie war
Alleinkandidatin und hatte eine innerparteiliche Solidaritätsadresse
bitter nötig. Alles andere als 90 Prozent wäre als Misstrauen
gedeutet worden. 95,8 Prozent sind es. Das ist selbstverständlich.
Doch erst die Dissertations-Untersuchung wird klären, was dieser
Vertrauensbeweis wirklich wert ist.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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