Südwest Presse: Kommentar zur Eurokrise

Widersprüchlicher könnten die Signale kaum sein. Am
Montag meldet der deutsche Mittelstand, er wolle 300 000 neue
Arbeitsplätze schaffen. In Baden-Württemberg sei der Optimismus
besonders ausgeprägt. Das Land rechne mit mindestens drei Prozent
Wachstum. Gestern folgt die Enttäuschung: Deutschlands Wirtschaft ist
im 2. Quartal nur noch um 0,1 Prozent gewachsen. Deutschland drohe,
in die Rezession zu schlittern und die ganze Euro-Zone nach unten zu
ziehen, unken Volkswirte. Fakt ist, dass Deutschland als
Wachstumslokomotive Europa zieht. Noch vor zehn Jahren der kranke
Mann des Kontinents, hat sich das Land wie kein anderes vom Schock
der Finanzkrise erholt. Noch vor zwei Jahren in der tiefsten
Rezession haben es Politik, Arbeitnehmer und Arbeitgeber in einem
einzigartigen Kraftakt geschafft, die Wettbewerbsfähigkeit zu
verbessern und Massenentlassungen zu vermeiden. Aus dem
Wirtschaftswunderland der Nachkriegszeit ist ein
Arbeitsplatzwunderland geworden. Noch sind dessen Auftragsbücher
voll. Die Arbeitslosenzahlen sinken stärker als in fast allen anderen
Industrieländern. Für Panik gibt es also keinen Grund. Nun aber kommt
es darauf an, in der Euro- und Staatsschuldenkrise so schnell wie
möglich politische Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Die gestern in
Paris vorgeschlagene Schuldenobergrenze in den Verfassungen aller
Euroländer kann nur ein erster Schritt sein.

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Lothar Tolks
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