Südwest Presse: Kommentar zur Pflege

Die gute Nachricht: Die Pflege in Heimen wird besser.
Die Bewohner werden nach dem jüngsten Prüfbericht gut mit Essen und
Trinken versorgt. Defizite gibt es bei der Verhütung von
Liegegeschwüren und der unerlaubten Fixierung von Heimbewohnern. Alle
vier Punkte berühren dasselbe zentrale Thema: die Zeit. In
Pflegeheimen mangelte es auch in der Vergangenheit nicht an
Nahrungsmitteln. Pflegekräften fehlte allenfalls die Zeit, sie
Bewohnern mit Schluckstörung in kleinen Dosen zu geben. Nach
alarmierenden Berichten hat sich in den vergangenen Jahren bei diesem
Thema etwas zum Guten bewegt. Für die Vermeidung von Druckgeschwüren
gilt das nicht. Pflegebedürftige Menschen müssen noch immer Schmerzen
ertragen, nur weil Pfleger es nicht mehr schaffen, die Position
bettlägriger Menschen regelmäßig zu verändern. Offene Wunden und
nicht selten ein Klinikaufenthalt sind die Folgen. Was an
Personalkosten in Heimen gespart wird, haben Krankenkassen dann um
ein Mehrfaches aufzubringen. Man muss es betonen: Nicht die
Pflegekräfte verursachen den Missstand. Es sind die Bedingungen,
unter denen sie arbeiten. Konkret der Personalschlüssel für die
Heime. Die Politik hat Mindestquoten für Heime festgelegt. Für viele
– nicht alle – Heimbetreiber sind diese Vorgaben zur Maximalgröße
geworden, die noch unterschritten wird, wenn Pfleger wegen Krankheit
ausfallen oder Stellen nicht besetzt werden können. Das erklärt zum
Teil, warum unruhige Bewohner mit Riemen oder Pillen ruhiggestellt
werden. Entschuldigen darf es Fixierungen nicht. Der Umgang mit den
Hilfebedürftigsten ist Messlatte für eine gute Pflege.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
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