Südwest Presse: Kommentar zur Studienreform

Für Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) ist
alles ganz einfach. In ihrer Bologna-Bilanz gibt es keinen Rückblick
auf gemachte Fehler und existierende Probleme – maximal
Herausforderungen. Für sie ist der Bologna-Prozess „eine europäische
Erfolgsgeschichte“. Punkt. Eine pauschale Einschätzung, mit der sie
Kritiker gewollt oder ungewollt als Nörgler diskreditiert und
zugleich sich selbst angreifbar macht, als eine Politikerin, die
lieber eine rosarote Welt beschreibt als die Realität. Denn in
Wahrheit ist die Bologna-Reform weder als misslungen noch gelungen zu
beschreiben. In den vergangenen zehn Jahre gab es Erfolge, auch dank
des Einsatzes der Ministerin, aber ebenso große Fehler. Man denke nur
an das Versagen bei der Einführung eines zentralen
Studienplatzvergabesystems für alle lokal zulassungsbeschränkten
Studiengänge. Zigtausende der so hart umkämpften Studienplätze sind
deswegen unbesetzt geblieben. Und natürlich gibt es bei der
Mobilität, eines der großen Ziele der Bologna-Reform,
Schwierigkeiten. Bei vielen Studenten klappt es problemlos mit der
Anerkennung der Studienleistungen, im Falle eines Wechsels von einer
Hochschule, aber bei sehr vielen eben auch nicht. In diesem Punkt
sollten es sich aber auch die Kritiker nicht zu einfach machen. Vor
Master und Bachelor war es nicht besser. Nur zu oft entschied auch
damals der zuständige Professor, ob er einen Schein anerkennt oder
nicht.

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