Guttenberg ist ein Phänomen – gerade weil er mit
der Öffentlichkeit so schmerzfrei zu spielen weiß. Mit ernster Miene
erklärte er einst vor dem Bundestag, mit seiner Doktorarbeit niemals
bewusst getäuscht zu haben. Seinen Ministerposten räumte er und ließ
sich von seiner Partei als Opfer stilisieren – seines Ehrgeizes,
seiner Gegner oder sogar seines Doktorvaters. Jetzt kommt die Uni
Bayreuth mit ihrem sachlich-drögen Bericht dagegen zu einem ganz
anderen Ergebnis: Der Adelige hat sich bei seiner wissenschaftlichen
Krönung derart mit fremden Federn geschmückt, dass er nun nicht mehr
als Schwindler und Schummler, sondern als Lügner und Betrüger gelten
kann. Man könnte die Geschichte auf sich bewenden lassen, wenn
Guttenberg endlich einen ehrlichen Umgang mit seiner Täuschung der
Universität und der Öffentlichkeit an den Tag legen würde. Doch er
selbst tut das Gegenteil und drängt jetzt als CSU-Delegierter zurück
in die Politik – obwohl er vorgab, sich eigentlich eine Auszeit
nehmen zu wollen. Guttenbergs Grundproblem wird bleiben: Wer einmal
lügt, dem glaubt man nicht.
Walther Schneeweiß
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