So richtig neue Erkenntnisse hat Norbert Röttgen
gestern dem Experten-Bericht über die Sicherheitslage deutscher
Kernkraftwerke nicht bescheinigt. Schon im vorigen Jahr beim
schwarz-gelben Ausstieg aus dem Atomausstieg sei ja etwa klar
gewesen, dass deutsche Meiler gegen Flugzeugabstürze nicht gesichert
seien. Das war schon ein kleiner Offenbarungseid, den sich Röttgen
hier leistete. Das Problem des dicken Berichts ist zudem, dass er
großen Raum für Interpretationen lässt bei der entscheidenden Frage:
Welches Restrisiko will die Politik bei welchen Atomkraftwerken noch
zulassen? Röttgen jubelte, dass es in Deutschland keinen so richtigen
Schrottmeiler gebe. Aber das Gegenteil ist eben auch nicht der Fall:
Das Vorzeige-AKW schlechthin, das gegen alle Gefahren gewappnet ist,
findet sich auch im Land der Super-Ingenieure nicht. So ist es jetzt
im Prinzip wie vor dem Bericht: Jeder biegt sich die Ergebnisse in
seinem Sinne zurecht. Der einzige Unterschied ist: Die
Bundesregierung hat sich nun ein Alibi verschafft, um sich von ihrem
Atomkurs vom letzten Herbst zu verabschieden. Immerhin.
Walther Schneeweiß
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