WAZ: Ausreichend TÜV-Kontrollen. Kommentar von Gerd Heidecke

Brüssel bedient sich eines Totschlagarguments. Die
Europäische Kommission führt die Vermeidung von Unfällen und damit
von Verkehrsopfern an, um die Prüfintervalle für 280 Millionen Autos
in der EU drastisch zu verkürzen. Doch die Horrorzahl von 1200
Unfalltoten durch versagende Technik, die das EU-Verkehrskommissariat
hochrechnet, ist unbewiesen. Deshalb gibt es keinen Grund für eine
jährliche Hauptuntersuchung von Autos bereits ab dem siebten Jahr.
Außer man möchte dem Kfz-Gewerbe und den Prüforganisationen
zusätzliche Milliarden-Umsätze schenken. Es sind nämlich auch nach
Ansicht der Polizeigewerkschaft nur ganz selten unentdeckte Defekte,
die Maschine und Mensch verunglücken lassen. Natürlich gibt es
technische Mängel und Fahrer, die sich nicht einmal um abgefahrene
Reifen kümmern. Dass es sie gibt, liegt aber nicht an zu langen
Prüfintervallen. Sondern oft an sträflicher Gleichgültigkeit oder
schlicht mangelndem Geld für ein Mindestmaß an Wartung. Und für viele
Besitzer eines alten Autos sind bis zu 80 Euro für eine zusätzliche
TÜV-Prüfung viel Geld. Tatsächlich ist das deutsche TÜV-System
weltweit Vorbild für eine funktionierende Kontrolle von Millionen
Autos. Dieses auf weitere EU-Länder zu übertragen, wäre richtig. Noch
finden in vielen Staaten Scheinprüfungen statt, die auch durch
häufigere Wiederholung nicht besser werden. Das dürfte man auch in
Brüssel wissen.

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