Vierzehn Monate nach seinem Auftakt ist der
NSU-Prozess an einem äußerst schwierigen Punkt angelangt. Als wäre
das Verfahren nicht schon kompliziert genug, droht es nun sogar zu
platzen, weil sich die Angeklagte Beate Zschäpe offenbar von ihren
Anwälten nicht mehr angemessen juristisch vertreten fühlt. Ob es
wirklich damit zu tun hat, dass sie gegen den Rat, gegen die
Strategie ihrer Verteidiger ihr Schweigen brechen möchte, ist reine
Spekulation. Doch selbst, wenn das Gericht dieser
Misstrauens-Bekundung nicht folgt, wie mag die Hauptverhandlung unter
solchen Umständen weitergehen? Mit einer Anklagten, die mit ihren
eigenen Anwälten über Kreuz liegt? Ohnehin waren die Erwartungen an
den Prozess sehr hoch, denn die Menschen in diesem Land wollen nicht
nur eine Aufklärung über die persönliche Schuld von Beate Zschäpe und
ihren Mitangeklagten, sie erhoffen sich vielmehr eine detaillierte
Klärung der politischen Hintergründe. Wie stark war der
Verfassungsschutz involviert, wie viel trugen dessen V-Leute zur
Existenz der rechten Terror-Szene bei? Warum versagte die Polizei so
kläglich bei der Aufklärung der zehn Morde? Der Eklat um Zschäpe und
ihre Verteidiger wird das Verfahren alles andere als befördern.
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